25.3.23: Process and Progress

PS: am ende kommt mir wichtiges, wenn ihr also zeit habt zu lesen, Feedback oder Gedanken zu teilen, schonmal Danke!

Hallo liebe Alle,

Ich freue mich mir heute mal wieder die Zeit zu nehmen um hier etwas zu reflektieren und zu teilen. Ich freue mich, da bei mir in letzter Zeit recht viel los ist und ich kaum die Zeit finde alles zu teilen geschweige denn zu reflektieren und verarbeiten. Ich finde die Zeit heute da ich seit Freitag Morgen mit einigen Freunden in Cochin auf der Bienaale bin, ich ein bisschen angeschlagen bin und mich deswegen jetzt in der Mittagshitze mal ins AirBnB zurück gezogen habe um Pause zu machen und um über alles mal wieder zu schreiben.

Da ich nicht so richtig weiß wo ich anfangen soll, teile ich erstmal die etwas weniger komplexen Dinge um dann ein wenig gesettelter die tiefgründigeren Themen anzugehen. Wie ihr alle wisst hatte ich in den vergangen Jahren viel mit Verletzungen und insbesondere meiner Schulter zu kämpfen. So auch in Indien. Seit Beginn meiner Zeit hier habe ich mir meine linke Schulter zweimal ausgekugelt und gleichzeitig stets Problemchen mit meiner Hüfte und dem unteren Rücken. Diese physischen „Probleme“ bedeuten für mich eine Lücke in meinem Ausgleich, meiner Balance. Abgesehen davon trage ich diese Verletzungen jetzt schon seit langer Zeit mit mir herum und jedes mal wenn es wieder passiert wirft es mich in ein Loch. Es triggert eine Angst davor keinen Sport mehr machen zu können und irgendwie irgendwo zu versagen. Das anzuerkennen war für mich nicht einfach, dennoch habe ich jetzt (wieder) angefangen daran zu arbeiten. Ich habe nach einiger Suche einen guten Physiotherapeuten gefunden mit dem ich zusammen arbeite. Mir war wichtig nicht irgendjemanden zu haben, der an mir arbeitet, ich brauche jemanden der mit mir zusammenarbeitet, der mir zuhört und auf meine Bedürfnisse achtet, sich an Ihnen orientiert und dann mit mir gemeinsam daran arbeitet. Diesen jemanden habe ich, so glaube ich, gefunden. Seit einigen Wochen habe ich also wöchentliche Sitzungen und arbeite seit dem Täglich an meinem Körper. Das fühlt sich gut an, gibt mir Selbstbewusstsein und das Gefühl vorwärts zu gehen. Für (m)einen Gesunden Körper zu arbeiten und Sport nicht mehr nur noch um des Sportes Willen zu machen ist für mich definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Abgesehen von der Physiotherapie habe ich endlich Yoga und Acroyoga angefangen, beides Sportarten, die mir auf diesem Weg helfen und sich richtig anfühlen. Wo wir schon beim Sport sind möchte ich noch etwas teilen. Surfen. Surfen ist für mich eine reine Obsession geworden. Wann immer es Wellen gibt und ich die Möglichkeit habe wird surfen zu meiner obersten Priorität. Im Surf habe ich einen neuen Sport gefunden, in dem ich etwas lernen und erreichen kann. Ich habe angefangen Surf Dokumentationen und die World Surf League zu schauen, bin dabei mir einen Outside Point of View auf meinen eigenen Surf zu verschaffen und suche einen Coach der mir helfen kann Progress zu machen 😀 Jeder Fortschritt, jeder Turn und jede Welle gibt mir ein Gefühl von Process. Abgesehen davon gibt mir das Wasser eine Leere im Kopf die ich in letzter Zeit selten habe. 

Leere im Kopf. Die hätte ich in letzter Zeit gerne öfter. 

Wie ihr wisst habe ich mehr oder weniger seit Beginn meine eigenen Klassen die ich unterrichte und für die ich den Unterricht gestalte. Damit habe ich mich arrangiert und bin glücklich darüber diese Herausforderungen zu haben. Jetzt hat sich vor kurzem etwas geändert. Ich bin jetzt mehr oder weniger offiziell der verantwortliche Englisch Lehrer für diese Klasse. Das bedeutet, dass ich wöchentlich assessments und Pläne schreiben, mit den Eltern und Lehrern teilen und umsetzen muss. Diese Klassen haben mich als ihren Englisch Lehrer. Das klingt erstmal schön, ist es auch, damit kommt aber auch eine Seite die ich vorher nicht bzw. vllt nicht so bewusst oder offiziell habe. Ich bin verantwortlich für diese Schüler, ich bin verantwortlich für den Fortschritt den diese Schüler machen. Das baut auf mich jetzt plötzlich wieder einen Druck auf den ich in den letzten Monaten mit harter psychischer Arbeit abgebaut habe. Ich bin kein ausgebildeter Lehrer, ich weiß nicht wie man eine Sprache lehrt. Dennoch stehe ich jeden Tag vor einem Haufen Kinder und weiß, dass wenn ich ihnen Englisch nicht beibringe, dann lernen sie es nicht. Mit meinen neuen Aufgaben kam auch die Notwendigkeit den Wissensstand meiner Schüler abzufragen. Also habe ich Tests entworfen und diese meinen Schülern vorgelegt. Mit sehr frustrierenden Ergebnissen. Bis auf weniger meiner Schüler haben die meisten kaum etwas aus den letzten Monaten mit genommen. Ich stehe jetzt also da, plötzlich in der Verantwortung, und stelle fest, dass alles was ich bisher gemacht habe kaum einen Effekt gehabt hat. 

Was dieses ganze Thema angeht bin ich mir unsicher, im Moment bin ich noch irgendwo im Bereich des positiven Stresses, der Herausforderung aber ich spüre auch, wie sich dieses Blatt langsam wendet. Ich bin dabei mir Feedback zu holen von verschiedenen Seiten um diese Überforderung abzuwenden und die Aufgabe zu meistern, durch bin ich damit aber noch nicht. 

Uiuiui das wird mal wieder viel zu lesen hihi sorry und danke wenn du es ganz liest 😉

Jetzt nochmal zu etwas schönerem. Mitte Februar bis Anfang März haben mich meine Mum und meine Schwester besucht, was super schön war. Es war toll den beiden Auroville zu zeigen, das Interesse meiner Mutter an Auroville hat mich nochmal auf eine Art in der Entscheidung hier her zukommen bestätigt. Abgesehen davon, dass ich den Besuch unglaublich genossen habe hat er dank meiner Schwester auch noch einige Prozesse angestoßen. Meine Schwester und ich teilen einige Erfahrungen in unsere Kindheit in Beziehung zu unseren Eltern. Wir beide hatten Phasen in denen wir Mama und Papa förmlich gehasst haben. Ob das die Ursache für folgendes ist bin ich mir noch nicht sicher, kann ich mir aber gut vorstellen. Meine Schwester und ich sind beide unglaublich gut darin unsere Emotionen beiseite zu schieben und zu ignorieren und ich zumindest habe diesen emotionalen Teil von mir Selbst schon einige Male mit einem LKW überfahren und mich dann gewundert warum ich plötzlich zusammenbreche. Ich kann mir vorstellen, dass diese Fähigkeit Emotionen zu verbergen daher kommt, dass wir beide irgendwann sehr gut darin wurden unsere Emotionen vor Mama und Papa zu verbergen, weil wir nicht darüber reden wollten. Bei mir hat das aber noch ganz andere Ausmaße angenommen. Wie mir in letzter Zeit durch Gespräche mit mir sehr nahe stehenden Personen fest stellen durfte. Ich verstecke meine Emotionen nicht nur meinen Eltern gegenüber, ich verstecke sie vor jedem und meistens auch vor mir selbst. Bis ich sie überfahre und in ein Loch falle. Abgesehen davon, wird es bei mir noch ein bisschen komplizierter, da ich unglaublich gut darin bin mich an Menschen und Situationen anzupassen, macht ja Sinn wenn ich meine Emotionen außer Acht lassen kann, und werde dadurch selten mit diesem Mangel an Emotion konfrontiert. Ganz im Gegenteil, ich passe mich an alles und jeden an und werde dadurch mit dauernder Bestätigung beworfen. Dazu kommt, dass durch diesen Mangel an Kontakt mit meinen Emotionen ich schwierigkeiten habe tiefe zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen, mich emotional an jemanden zu binden, mich zu öffnen. Mit dieser Erkenntis musste ich schmerzlich feststellen, das ich viele Beziehungen mit Menschen geführt habe, viel Zeit mit ihnen verbracht habe ohne von meiner Seite wirklich tiefer zu gehen. Auf der anderen Seite stechen dann einige Wenige Beziehungen heraus bei denen ich Rückblickend erkenne, dass ich mich in ihnen öffnen Konto, mich nicht weiter anpassen musste. Danke an all jene!

Naja so oder so öffnen sich mir dies bezüglich langsam die Augen und ich stelle fest, dass ich so nicht sein möchte. Ich möchte unbedingt daran arbeiten, ich möchte mit meiner Emotion in Kontakt stehen. Aus diesem Grund habe ich beschlossen eine Psychotherapie anzufangen und habe tatsächlich bereits einen ersten Termin zum kennenlernen am 2.4. Es liegt hier also ein riesengroßer Prozess vor mir, der mir Angst macht, von dem ich aber weiß dass er ein gewaltiger Progress in meiner Persönlichkeitsentwicklung darstellen kann. 

Und letzter Punkt wuhuhuuu

Leider kein so freudiger Punkt, der gesamte eben beschriebene Prozess oder diese Erkenntnis stellt natürlich irgendwo auch aktuelle Beziehungen in Frage. Insbesondere meine Beziehung zu Kirtana. Kirtana und ich daten uns seit Oktober und stehen uns ohne Frage sehr nahe. Wir haben zwischenzeitlich zusammengewohnt und Kirtana war während all meinen Verletzungen und Krankheiten für mich da und hat um mich gesorgt. Andersherum genau so. Ich würde diese Beziehung jetzt auch nicht in Frage stellen wäre da nicht etwas mehr als nur als die genannten Erkenntnisse. Um das zu erklären muss ich euch ein bisschen Hintergrund Informationen geben. Als Kirtana und ich angefangen haben uns zu daten kam sie super frisch aus einer sehr toxischen und traumatischen offenen (also nicht exklusiven) Beziehung mit der sie bis heute zu kämpfen hat. Weil ihr Ex nach wie vor immer wieder den Kontakt sucht, sie es nicht schafft diesen Raum für ihn zu schließen und sie dadurch logischerweise die ganzen Erfahrungen aus dieser Beziehung nicht verarbeiten kann. Das hat dazu geführt, dass wir unsere Beziehung über die letzten Monate ohne genauere absprachen (Ich weis ziemlich dämlich) geschlossen (exklusiv) geführt haben. Das hat kein Problem dargestellt, bis ich jemanden getroffen habe, zu dem ich mich sehr hingezogen fühle. Ich fühle mich ihr gegenüber sehr wohl und habe das Gefühl mich sehr einfach sehr weit öffnen zu können. Auf Rücksprache mit Kirtana stellte sich heraus, dass ihre Bedürfnisse eine offene Beziehung im Moment nicht erlauben, aufgrund der Erfahrungen aus der alten Beziehung. Das Problem das daraus entsteht ist für mich super Komplex. Ich befinde mich seit einiger Zeit in einer Beziehung mit Kirtana, spüre, dass mir das viel bedeutet und ich weiß auch, dass diese Beziehung für Kirtana sehr wichtig ist. Auf der anderen Seite habe ich diese Erkenntnis dass ich mich seit langem von meinen Emotionen abkopple und habe es mir zur Priorität gemacht daran zu arbeiten. Jetzt lerne ich eine Person kennen, bei der ich das Gefühl habe, dass mir dieser Prozess leicht fällt und das helfen könnte mich durch den gesamten Prozess zu führen, kann diese Beziehung aber aufgrund von meinem Bedürfnis Kirtana nicht zu verletzen,  nicht voll ausleben oder mich voll und ganz darauf einlassen, was für mich irgendwie essenziell scheint, wenn ich mich meinen Emotionen öffnen möchte.

Ich bin also in letzter Zeit sehr damit beschäftigt nach diesen Emotionen und Antworten zu suchen, alles Angst behaftet, da ich nicht weiß was das für mich und Kirtana bedeutet, ich habe auch irgendwie Angst davor aus den Antworten heraus super egoistisch zu agieren und weiß nicht wie mich das fühlen lassen würde. 

All das zwischen Physiotherapie, surfen und Arbeit. Es ist also viel, fühlt sich aber irgendwie gut an und ich bin glücklich an diesem Punkt angekommen zu sein. 

Hihi es war wichtig mir die Zeit hierfür zu nehmen und mal aus Auroville raus zukommen.

Danke an Alle die tatsächlich bis hier gelesen habt, gebt mir gerne Feedback und teilt eure Gedanken. Kann ich gerader sicherlich gut gebrauchen!

Hoffen wir dass all these processes turn out as big progresses.

Bis Bald Jonas!

2 thoughts on “25.3.23: Process and Progress

  1. Elisabeth Krassek says:

    Hey Jonas!
    Kannst dich an mich noch erinnern 😉

    Das waren sehr mitreißende Sätze. Es freut mich sehr, dass du trotz all dieser Hürden ein wunderbares Lächeln im Gesicht trägst!

    Ich denke, dass es in dieser Situation kein richtige und falsche Entscheidung gibt. So blöd es evtl. klingt, am Ende sitzt immer eine Person, die mit dieser Entscheidung nicht glücklich sein wird bzw. etwas damit zu kämpfen hat.
    Und nein, egal wie du dich entscheiden wirst, handelst du nicht egoistisch. Es herrscht ein Unterschied zwischen Egoismus und auf das Hören seiner Gefühle, seines Herzens.
    Schmerz ist und bleibt ein großer Teil unseres Lebens. So sehr ich mir manchmal wünsche, dass es nicht so wäre, bin ich, wie auch du und alle anderen dank dieses Schmerzes gewachsen. Dieses grauenhafte Gefühl bringt uns bei Dinge, Situation zu hinterfragen. Aufzustehen und weiterzukämpfen. Schmerz reißt uns runter, aber wenn wir es schaffen darüber hinauszuwachsen, öffnet es uns Türen, Welten, die wir davor nicht gesehen hätten.

    Nimm dir Zeit und mach dir gründlich darüber Gedanken. Am Schluss musst du dich für eine „Seite“ entscheiden und das wird, war noch nie leicht.
    Es wird nie leicht sein, sich zwischen einem selbst und einer Person, die man liebt zu entscheiden. Und das soll es auch nicht sein.

    Ich verstehe, dass du Kirtana nicht noch weiter verletzten möchtest, nachdem sie schon einiges in ihrer vorherigen Beziehung durchstehen musste.
    So wie du Kirtana beschreibst, scheint sie mir eine sehr starke und liebevolle Person zu sein und ich denke, dass auch sie deine Entscheidung akzeptieren und dich dafür nicht verurteilen wird.

    Eins kann ich dir verraten, egal wie du dich am Schluss entscheidest, ändert es nichts daran, was du für eine Person du bist. Ich hatte das Vergnügen dich kennenzulernen und auch wenn wir nicht super viel Zeit miteinander verbracht haben, hast du mir ein super tolles Gefühl vermittelt. Dank dir und der tollen Idee mir Nippelpiercings stechen zu lassen, fühle ich mich in meinem Körper wohler denn je! Und dafür danke ich dir, ohne dich wäre ich evt. immer noch nicht an diesem Punkt gekommen (ich hätte es mich zumindest nicht einfach so getraut).

    Hör auf dich und dein Herz. Es wird dich immer wieder vor Situationen stellen, die einiges von dir abverlangen…
    Es gibt kein falschen Weg oder eine falsche Entscheidung. Das einzige worauf du achten musst, ist wie du diesen Weg beschreiten möchtest und was du draus machen willst. Du hast die „Macht“ das beste draus zu machen, oder halt eben nicht und dazu gehören Momente die auch mal nicht so schön und leicht sind!

    Das war jetzt ein paar Worte von mir und ich hoffen natürlich, dass du zumindest etwas damit anfangen kannst.

    Ich wünsch dir trotzdem noch eine wundervolle Zeit und ich glaub fest daran, dass du das den richtig Weg findest 🙂

    Liebe Grüße
    Elli 😉

    Antworten
    1. JonasBlog says:

      Hallo Elli
      sorry ich habe den Kommentar grade erst gesehen, ja ich denke ich habe damals ohne deine Nachricht zulassen deinen rat befolgt 😉 mittlerweile sehen Kirtana und ich uns wieder und sind sehr glücklich!

      Antworten

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