Quartalsbericht Nr. 4

Ich hatte mir über das letzte Jahr meinen Urlaub größtenteils aufgespart und war in den letzten Wochen viel Unterwegs, deswegen bin ich mental im Moment nicht mehr so krass im Arbeitsalltag. Im Moment arbeite ich dennoch wieder, das fühlt sich auch sehr schön an, insbesondere weil so langsam das Bewusstsein über die Ausreise wächst und damit die Arbeitstage immer weniger werden, was jeden Tag und jede Unterrichtsstunde wieder zu einer größeren Freude macht. Ja was die Arbeit angeht bin ich sehr zufrieden, ich denke das die Isai Ambalam School mir genau das gegeben hat was ich brauchte und wollte. Eine Challenge die manchmal zu groß erschien, an der ich aber unglaublich gewachsen bin, insbesondere da ich mit meinen eigenen Schwächen konfrontiert wurde und diese überkommen musste. Am Anfang hatte ich unglaublich mit meinen Erwartungen an mich selbst zu kämpfen. Zu lernen, dass ich nicht immer alles perfekt machen kann und auch nicht muss, dass ich mir Zeit geben kann um Dinge zu lernen, mich wo einfinden zu können war/ist eine unglaublich schöne Erfahrung. 

In den letzten Tagen ist mir noch etwas anderes Bewusst geworden, als ich am Anfang dieses Jahres angefangen habe Kirtana zu Daten, bin ich in ein sehr komfortables Leben gefallen, habe mich nicht mehr so viel nach draußen bewegt, habe meine Comfortzone kaum noch verlassen. Das habe ich zu dem Zeitpunkt vielleicht irgendwie gebraucht und dennoch bereue ich es heute ein bisschen. Es wäre schön gewesen noch mehr raus zukommen, noch mehr Menschen zu treffen, Erfahrungen sammeln und mehr Herausforderungen zu bewältigen. Aber naja, ich will mich nicht beschweren, glücklicherweise kam diese Erkenntnis bevor ich Auroville verlasse, was mir die Möglichkeit gibt, das ganze jetzt nochmal anzupacken und zu verändern. 

Das erinnert mich an das Thema Beziehungen, ich bin in dem vergangen Jahr unglaublich intime Beziehungen mit einigen Menschen eingegangen, was natürlich jetzt das Thema Abschied umso schwerer macht. Um ehrlich zu sein hat mich das ganze noch nicht wirklich gepackt, ich spüre aber auch, dass ich mir durchaus über das ganze Jahr bewusst war, dass diese Beziehungen auf eine Art limitiert sind. Ich weiß nicht ob und wann ich zurück komme und demnach auch nicht ob und wann ich diese Menschen wiedersehen werde. Ich bin unglaublich dankbar für de maturity meiner Partner und die Fähigkeit trotz dieses Wissens sich so emotional zu öffnen und sich so vulnerabel zu zeigen. Die Fähigkeit unsere Beziehungen nicht besonderlich zu labeln und dadurch keine Gesellschaftlichen Erwartungen an unsere Beziehung und deren Zukunft zu haben, macht es für mich wesentlich einfacher. Ich weiß, dass diese Menschen einen Platz im meinem Herzen haben, komme was wolle. Sie sind mit mir durch diese Zeit gegangen, teilen Erfahrungen und Erinnerungen, sind mit mir gewachsen und werden dafür nie vergessen. Das gilt natürlich nicht nur für meine intimen Beziehungen sonder auch für all die anderen Freundschaften die ich in Indien geschlossen habe. An dieser Stelle möchte ich meinen Respekt und meine Dankbarkeit an all die Menschen in Auroville, die einem ständigen Traffic an Menschen die ständig kommen und gehen, manchmal ohne zu wissen ob sie zurück kommen, ausgeliefert sind und dennoch jeden mit einem offenen Herzen willkommen heißen, zum Ausdruck bringen. Ihr seid ziemlich cool. Menschen unter diesen Umständen so offen zu empfangen, erfordert ein unglaublich großess Herz und immensen Willen immer wieder good bye sagen zu können. Respekt! Und Danke!

Wenn ihr mich danach fragt wie ich mich jetzt fühle Auroville zu verlassen, so habe ich gemischte Gefühle. Ich liebe Auroville, ich liebe viele Menschen hier und ich liebe meinen Lifestyle hier. Also viel das es zu vermissen gilt, ohne Frage. Aber das ist nicht der Punkt den ich betrachte. Ich schau auf das was vor mir liegt, und dass ist das Medizinstudium das ich mir seit Jahren wünsche und für das ich Jahre gearbeitet habe. Was vor mir liegt ist also der nächste Schritt in Richtung Arzt werden und zwar ein großer Schritt. Was vor mir liegt ist also ein großer Schritt in Richtung meiner Träume. Also nein, im Moment bin ich (vllt. noch) nicht gefüllt mit Trauer.

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